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Wenn man sich gegenseitig unterstützt und motiviert, dann wird sicher etwas Positives daraus!

Hanna Kamrat ist Vizepräsidentin der Lebenshilfe Österreich und gibt Menschen mit Behinderung eine Stimme. Sie selbst ist Spastikerin und sitzt seit ihrem sechsten Lebensjahr im Rollstuhl. Mit voller Kraft und Leidenschaft setzt sie sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein. In einem persönlichen Gespräch erzählt sie uns von den Herausforderungen, ihrer Motivation, ihrem Umfeld und warum sie (mittlerweile) eine so positive Einstellung hat.

Redaktion: Kannst du uns kurz von dir erzählen?

Hanna Kamrat: Ich bin seit 2000 Vizepräsidentin bei der Lebenshilfe. Es geht darum, Selbstvertreter, also Menschen mit Behinderung, mehr ins Rampenlicht zu rücken.

Momentan ist es so, dass wir wirklich überall gefragt werden, z.B. auch in der Politik. In den Bundesländern gibt es verschiedene Themen. Gestern erst, haben wir mit jemandem vom Verkehr in der Steiermark gesprochen. Da ging es darum, wie es in Graz für Rollstuhlfahrer:innen aussieht: Was ist gut, was ist schlecht, wie gut funktioniert es mit der Zugfahrt. Auch Themen wie das Gehalt oder Taschengeld für Menschen mit Behinderungen kommen immer wieder auf, oder das Leben im Alter und Wohnformen. Vor allem zum Thema Gehalt machen wir gerade eine große Kampagne und haben darüber auch unter anderem, mit dem Arbeitsminister Kocher gesprochen.

Redaktion: Was umfasst deinen Aufgabenbereich bei der Lebenshilfe und was macht den besonderen Reiz dieser Aufgabe für dich aus?

Hanna Kamrat: Der besondere Reiz für mich ist, dass ich mich weiterentwickelt habe und auch noch weiterentwickeln möchte. Ich war früher Heimkind bzw. bin im Internat aufgewachsen und da war ich nicht so selbstbewusst. Durch die Arbeit und meine Spezialisierung auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen kann ich etwas erreichen, werde gehört und sogar gefragt – in meinem Umfeld aber auch in der Politik werde ich ernst genommen. Auch wenn nicht immer alles so funktioniert wie man es sich wünscht, man wird akzeptiert und das ist wichtig.

Besonders wichtig ist es mir, dass ich weiß, ich kann etwas für Menschen mit höchsten Unterstützungsbedarf tun. Da ich ein Heimkind war und früher nicht alles so gut funktioniert hat, habe ich immer gedacht, wenn ich mal die Chance bekomme etwas zu verändern, dann nutze ich sie! Und es ändert sich gerade so viel in der Welt. Die Lebenshilfe wird immer bekannter und das auch dank der tollen Unterstützer:innen und Betreuer:innen, die uns helfen.

Redaktion: Seitdem du für die Lebenshilfe arbeitest, hat sich sicherlich einiges verändert. Wo siehst du die Herausforderungen deiner Arbeit und was gefällt dir besonders?

Hanna Kamrat: Die Herausforderung ist, an etwas dranzubleiben, auch wenn mal etwas schief geht oder nicht gleich funktioniert. Das heißt, geduldig zu sein und sich nicht entmutigen zu lassen. Es ist ja in jedem Beruf so. Mir gefällt es besonders den Menschen zu zeigen, die Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ich merke, wie die Leute, mit denen ich spreche, sehr interessiert und offen dafür sind, die Dinge auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es macht mir Spaß mit Menschen, mit oder ohne Behinderung, zusammenzuarbeiten und diese auch zusammenzubringen.

Redaktion: Woher nimmst du deine Motivation, deine Energie? Was treibt dich an?

Hanna Kamrat: Dadurch, dass meine Familie mich immer unterstützt und akzeptiert hat und vor allem meine Geschwister mich immer wieder motiviert haben, gibt mir das sehr viel Energie! In meiner Arbeit und auch im Privaten hatte ich das Glück, dass die Menschen geduldig mit mir waren und noch imme rgeduldig sind. Ich höre immer wieder  „Hanna du schaffst das, probiere es aus!“. Außerdem bin ich sehr gläubig und gehe gerne in die Kirche, das gibt mir auch viel Kraft. Also kann man sagen, mich treibt die Wertschätzung meines Umfelds und, dass ich sehe wie viel sich schon verändert hat, sehr an! Jeder Mensch hat seine Kämpfe. Wichtig ist es sich darüber auszutauschen und das Gefühl zu haben man steht nicht alleine da.

Redaktion: Genau wie für discovering hands setzt du dich für Inklusion in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt ein. Wie schätzt du das aktuelle Wissen und Bewusstsein der Gesellschaft zum Thema Inklusion ein?

Hanna Kamrat: Es wird besser! Es kommt darauf an in welche Altersgruppe man schaut. Die Jugend ist sehr interessiert, die älteren Leute sagen „Aha, so habe ich das noch gar nicht gesehen“. Aber es kommt wirklich sehr auf die aktuellen Ängste der Menschen an. Man merkt beispielsweise, jetzt mit dem Krieg in der Ukraine, dass das sehr an den Menschen nagt. Das führt dazu, dass den Menschen bewusst wird, dass nicht immer alles gleich bleibt und man auch selbst nicht immer gleich bleibt. Ich bin guter Zuversicht, dass sich da noch viel mehr tun wird in der Gesellschaft. Da bewegt sich schon so viel in die richtige Richtung!

Redaktion: Wie könnte man das Bewusstsein und eine Veränderung hin zu mehr Inklusion in der Gesellschaft fördern?

Hanna Kamrat: Allein schon in den Schulen sollte das thematisiert werden, da viele keine Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung haben. Wenn bereits im Kindesalter Menschen, ohne und mit Behinderung, in Kontakt kommen wird es zur Normalität und es gibt keine Berührungsängste mehr. So können beide Seiten aufeinander Acht geben. Es gibt auch Menschen mit Behinderung die oft schroff reagieren, da sie selbst mit sich noch nicht im Reinen sind. Das kann auf viele auch abschreckend wirken. Deshalb muss in den Schulen schon gezeigt werden, dass jeder Mensch anders ist. Jeder hat andere Begabungen und Schwächen und jeder sieht anders aus.

Redaktion: Wie sieht dein Alltag aus und wie geht dein Umfeld mit deiner Behinderung um?

Hanna Kamrat: Ich kann mich sehr glücklich schätzen, da ich von meiner Familie immer akzeptiert und motiviert wurde. Ich habe aber auch gelernt, dass ich mit Egoismus nicht weit komme. Anfangs war ich sehr egoistisch, doch damit kommt man nicht durch die Welt. Ich habe gemerkt, dass auch ich mich weiterentwickeln muss. Mein Umfeld ist total lässig, das ist wirklich ein Geschenk!

Ich bin viel unterwegs und setze mich für Menschen mit Lernschwierigkeiten und höchstem Unterstützungsbedarf ein. Ich halte Seminare und nehme selbst an Seminaren teil, die sich an die Selbstvertreter richten. Dort wird besprochen was sie sich wünschen und was man besser machen kann.

Wenn ich nicht mit und für die Lebenshilfe Wien arbeite, dann bin ich in der Lebenshilfe Bad Aussee. Da bin ich die Künstlerin, da male ich viel, töpfere, oder mache Ausflüge. Ich bin in ein sehr glücklichen Umfeld gebettet und werde auch immer wieder zu Neuem motiviert.

Redaktion: Welche Visionen haben Sie für die Zukunft? Sowohl für sich als auch für die Gesellschaft?

Hanna Kamrat: Ich persönlich habe die Vision nicht mehr in großen Gruppen zu leben, denn da fühle ich mich nicht so wohl. Ich bin lieber in kleinen Gruppen, in diesen kann ich mich entspannen und mich zurückziehen, auch wenn ich mal einen schlechten Tag habe.

Für die Gesellschaft: Da habe ich die Vision, dass du dieses Interview gar nicht mehr machen musst, da der Umgang mit Menschen mit Behinderung normal sein wird. Stattdessen sollte man sagen: „Ah die Hanna, die gehört genauso zur Gesellschaft wie alle anderen auch.“ Ich habe die Vision, dass sich da noch viel verändern wird. Gerade jetzt, wo so viel auf der Welt passiert, kann es dazu führen, dass die Menschen wieder mehr ins eigene Ich zurückkehren und dann eventuell weniger offen sind für diese Art von Problemen. Existenzangst verändert das Verhalten der Menschen!

Redaktion: Als Inklusionsexpertin, was hältst du von unserer discovering hands Initiative?

Hanna Kamrat: Ich finde das super! Ich wünsche mir, dass es bald österreichweit ausgebaut wird und viele Ärzt:innen mitmachen. Wenn wir Frauen uns da gegenseitig unterstützen, das finde ich toll!

Redaktion: Botschaft zum Schluss: Was möchtest du discovering hands aber auch unseren Leser*innen sonst noch mitgeben?

Hanna Kamrat: Nicht den Mut verlieren! Wenn etwas schiefgeht, nochmal neu anfangen. Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut worden. Wenn man sich gegenseitig unterstützt und motiviert, dann wird sicher etwas Positives daraus.

Und auch dem Tag positiv gegenübertreten, denn wenn man genau hinschaut, gibt es an jedem Tag etwas Positives. Wenn man es so betrachtet, wird das Leben leichter, auch wenn man ein Handicap hat, oder erst recht, wenn man ein Handicap hat (lacht).

Redaktion: Vielen Dank für das ehrliche und offene Gespräch!

Redakteurin: Mariella Beier

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