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MTU Manuela Bauer „sieht“ mit ihren Händen das, was für andere oft unsichtbar bleibt

Die Medizinisch-Taktile Untersucherin Manuela Bauer über ihr bewegtes Leben mit Sehbehinderung und wie sie ihr ausgeprägtes Fingerspitzengefühl in der Brustkrebsfrüherkennung einsetzt

 

Manuela Bauer (Bildrecht: Simapix)

Schon als Kind war Manuela Bauers Sehfähigkeit eingeschränkt. Als Jugendliche wurde ihr vom Arzt diagnostiziert, dass ihr Sehvermögen im Laufe ihres Lebens stark abnehmen wird. Je mehr ihre Sehkraft sie verließ, desto mehr war sie gefordert, Dinge zu ertasten. Heute setzt die feinfühlige Niederösterreicherin ihren stark trainierten Tastsinn beruflich bei discovering hands ein und leistet als Medizinisch-Taktile Untersucherin (MTU) einen wertvollen Beitrag in der Brustkrebsfrüherkennung.

Liebe Manuela, kannst du dich bitte kurz vorstellen!

Ich komme aus Michelhausen im Tullnerfeld in Niederösterreich, werde im August 46 Jahre, bin nicht verheiratet und habe keine Kinder. Ich pendle nach Wien, habe einen Hund und drei Katzen und bin recht zufrieden in meiner Erdgeschoßwohnung mit Minigarten.

Was ist dir im Leben persönlich wichtig?

Gesundheit und Zufriedenheit sind für mich genauso wie für viele andere Menschen wichtig, und dass man am Ende des Lebens sagen kann: „Okay, ich habe alles gemacht, ich bin zufrieden damit, was ich gemacht habe, ich habe ein zufriedenes Leben gehabt“. Darauf, denke ich, kommt es im Leben an.

Wie beeinflusst deine Sehbehinderung dein Leben?

Ich sehe ja bereits seit meiner Kindheit beinahe nur mit meinem rechten Auge, mein linkes Auge hat praktisch kaum eine Sehleistung. In meiner Jugend wurden mir bereits einige Augenfehler diagnostiziert. Auf dem linken Auge konnte ich fast nichts mehr sehen und mein rechtes hatte ungefähr 40% Sehleistung. Die Ärzte haben mich darauf vorbereitet, dass dieses Auge irgendwann ermüdet und überanstrengt sein wird und dass dann auch das Gewebe zerstört wird. Trotz dieser Information habe ich getan, was ich wollte, habe trotzdem gelesen, mich an den Computer gesetzt und bin ins Ausland gegangen für einige Jahre. Nach der Matura habe ich einige Jahre im Bundessozialamt gearbeitet, dann war ich ein Jahr als Aupair-Mädchen in England, habe dann einige Jahre in Alicante (Spanien) in einer Autovermietung in der Reservierung gearbeitet, also wieder vor dem Computer. Zurück in Österreich war ich nach längerem Suchen im Sekretariat des Bundessenats, bis plötzlich meine Augen so schlecht geworden sind, dass ich mich nicht einmal mehr am Computer einloggen konnte. Ich war nicht mehr in der Lage zu lesen und war trotz Bildschirmlupe hoffnungslos verloren. Das war natürlich ein Riesenschock. Ich wusste zwar, dass es irgendwann einmal so weit kommen würde, aber als es dann tatsächlich so weit war, war es einfach schrecklich. Heute habe ich mein Leben neu orientiert. Bei discovering hands kann ich nun meinen ausgeprägten Tastsinn beruflich einsetzen. Privat verfolge ich neue Hobbies, z.B. male ich gerne. Dabei benutze ich dann meist sehr starke Farben, damit ich Kontraste erkennen kann.

Erzähle uns doch etwas von deiner bisherigen Laufbahn bei discovering hands:

Das erste Mal gehört habe ich von discovering hands auf einer Reha in Linz, die ich aufgrund der starken Verschlechterung meiner Sehleistung gemacht habe. Dort hat mich der Sozialarbeiter gefragt, was ich gerne arbeiten würde, wenn ich es mir aussuchen könnte. Ich habe einige Jahre zuvor über discovering hands in Deutschland gelesen, konnte mich aber an den Namen der Organisation nicht mehr erinnern. Als ich dem Sozialarbeiter erzählte, dass ich Brusttastuntersuchungen sehr gerne machen würde, dies aber nur in Deutschland möglich wäre, sagte er mir, dass er zufällig am gleichen Tag erfahren habe, dass discovering hands auch nach Wien kommen soll. So meldete er mich bei discovering hands an und ich wurde zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Ich habe dann gemeinsam mit anderen sehbehinderten Frauen, die heute meine Kolleginnen sind, den Lehrgang absolviert.

Was ist für dich persönlich das ganz Besondere an diesem Projekt?

Dass es wirklich Leben retten kann, wenn man den Brustkrebs frühzeitig findet. Sehr viele Frauen wissen gar nicht, wie sie sich selbst abtasten sollen und da ist es dann schon sehr gut, wenn es jemanden wie uns gibt, die die komplette Untersuchung durchführen können und den Frauen Anleitung zur Selbstuntersuchung vermitteln können. Wesentlich finde ich, bei Frauen das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Brustkrebsfrüherkennung zu stärken. Für mich ist auch wichtig, die Frauen zu informieren, dass Brustkrebs nicht erst ab 50 Jahren auftreten kann, sondern schon viel früher.

Wie sieht ein typischer Tag als MTU bei einem eurer Partnerinstitute aus?

Die Frauen kommen zu uns und sind manchmal sehr gespannt, weil sie noch nicht genau wissen, wie sich die Tastuntersuchung anfühlen wird. Während der Untersuchung stelle ich ihnen dann verschiedene Fragen. Neben der fachlichen Information und den Erklärungen, die ich gebe, entstehen auch nette Gespräche und dabei werden die Frauen immer entspannter. So habe ich schon viele persönliche Lebensgeschichten erfahren. Dass mir die Frauen auch Persönliches anvertrauen, ist für mich ein Zeichen, dass sie sich bei mir wohl fühlen. Dadurch machen die Frauen auch positive Erfahrungen mit der Untersuchung und bauen Ängste vor der Brustkrebsfrüherkennung generell ab.

Was bedeutet die Arbeit als MTU für dich?

Die Arbeit steigert mein Gefühl der Selbstbestimmung, sie macht mir Spaß. Es ist unglaublich erfüllend für mich, mit den Frauen zu reden und das Gefühl zu haben, man kann ihnen mehr Sicherheit geben und ihnen etwas von ihren Ängsten und Sorgen nehmen. Das ist für mich unglaublich wichtig, dadurch gewinne ich auch ein wenig von meinem Selbstbewusstsein zurück.

Sind deine anderen Sinne durch die Einschränkung deiner Sehkraft stärker ausgeprägt? Wie zeigt sich das in deinem Alltag?

Ich denke schon, ja. Wenn ich im Alltag in meiner gewohnten Umgebung bin, habe ich das Gefühl, ich sehe gleich gut wie früher. Ich glaube, ich habe ein sehr kreatives Gehirn, das mir sehr viel vorgaukelt – so lange, bis ich eine Situation nicht richtig einschätze und ein kleinerer Unfall passiert. Dann weiß ich wieder, ich habe zu viel auf mein Sehen vertraut.

Ich sehe auf dem linken Auge gar nichts und habe daher ein sehr eingeschränktes Sichtfeld, insbesondere bei zusätzlichen Ausfällen auf der rechten Seite. Ich habe auf dem rechten Auge noch keinen Tunnelblick, aber das Sichtfeld wird immer enger. Und ich habe kein Entfernungssehen, also kein räumliches Sehen. Gesichter sind für mich alle weichgezeichnet. Daher erkenne ich keine Einzelheiten wie Falten. Wenn mir jemand vertraut ist, erkenne ich ihn, aber die meisten Leute erkenne ich nur im gewohnten Umfeld. Ich vermute, dass der Tastsinn stärker ausgeprägt ist als bei Menschen mit höherer Sehleistung, weil ich ja ständig die Finger überall dran habe. Ich kann das natürlich nicht wirklich vergleichen, weil ich es ja auch nicht überprüfen kann. discovering hands führt jedoch gerade eine Studie durch, um die erhöhte Tastfähigkeit der sehbehinderten Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen wissenschaftlich zu überprüfen.

Spürst du zwischenmenschliche Stimmungen stärker als andere Menschen?

Ich bin schon sehr feinfühlig, aber ob das jetzt mit meiner Einschränkung zu tun hat oder mit meiner Veranlagung, kann ich jetzt nicht wirklich sagen. Aber ich denke schon, dass ich Stimmungen anderer Menschen besonders stark wahrnehme. Oft merke ich bereits bei der Begrüßung, wenn eine Frau angespannt oder ängstlich zur Untersuchung kommt. Das höre ich einerseits an der Unruhe im Sprechen oder in der Stimme und andererseits merke ich ein Unwohlgefühl auch an den Bewegungen der Frauen. Dann sehe ich es auch als meine Aufgabe, auf diese Stimmungen einzugehen und wenn möglich, den Frauen auch ein positiveres Gefühl zu vermitteln. Es ist schön, wenn man merkt, dass man positiv auf jemanden einwirken kann!

Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

 

Redakteurin Lilly Derndler/ SuperPR

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